Was ist die Begründung für die Erstellung von Pfahlbauten?
Wer an den Seen rings um die Alpen in der Nähe des Ufers ein Haus baut, muss es auf Pfähle stellen. Anders sind die starken Wasserschwankungen zwischen Niedrigwasser im Winter und dem Wasserhöchststand im Juni, nach der Schneeschmelze in den Alpen, und gelegentlich vorkommendes Hochwasser nicht auszugleichen. Aber viel wichtiger ist die Frage, warum die Menschen jahrtausendelang so nah und oft sogar ins Wasser bauten, wo sie es vorher und auch nach dem Ende der Pfahlbauzeit um 850 v. Chr. nicht wieder taten? Es gibt dafür eine ganze Reihe von Erklärungsversuchen. Hier nur die wichtigsten Argumente.
- Man nutzte die Flachwasserzone, resp. die immer wieder trocken fallenden Bereiche an den Seen für die Errichtung von Dörfern, weil man hier den Wald nicht roden musste und der weiche Seeuntergrund das Setzen der Grundpfähle für ein Haus erleichterte.
- Die Menschen wollten eine Siedlungslage, die geschützt war. Angriffe anderer Gruppen über das Wasser waren mit den damaligen Mitteln (Einbäume) schwerer zu führen, als von Land aus.
- Man wollte die Nähe zu Fischgründen und guten Verkehrswegen. Handel war z. B. über die Wasserwege einfacher zu bewerkstelligen, als durch den unsicheren Urwald.
- Auch hygienische Gründe können zur Bevorzugung dieser Lebensform geführt haben, da der Siedlungsmüll immer wieder vom steigenden Wasser beseitigt wird.
- Möglicherweise spielten auch andere, rational nicht nachvollziehbare Faktoren wie Geisterglaube u. v. m. eine Rolle bei der Siedlungsplatzwahl.
Man sollte nie vergessen, dass Pfahlbauten am/im Wasser in der Zeit zwischen 4.000 und 850 v. Chr. ja nur eine von vielen Siedlungsplatzformen waren. Es gab zeitgleich Siedlungen im Hinterland, in Ebenen, an Hängen, auf Bergen, in Flusstälern, in Mooren. Somit ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Pfahlbaudörfer in diesem noch wenig erforschten Siedlungsgeflecht eine Sonderfunktion z. B. im Bereich Fischfang, Handel oder Handwerk – etwa in der Textilherstellung – hatten.
Diese Frage wurde beantwortet von:
Peter Walter, Pfahlbaumuseum Unteruhldingen (DE)
What is the reason for the construction of lake dwellings?
Whoever constructs a house near a lake around the Alps, near the coast, should put it on posts. Else one can’t deal with the large differences in water level between the low level in Winter and the highest level in June, after the smelting of snow in the Alps as well as the occasional high water. What is actually much more important is the question, why people constructed their homes for millennia long so near or even above the water as they haven’t done before or neither after the end of the Lake dwelling Era in about 850 BC? There is a long series of possible explanations, here the most important ones.
- One used the area of flat water, respectively those lake areas which keep fall dry to construct villages because this way, one didn’t have to cut down the forest and the soft surface made the construction of houses easier.
- People wanted a protected place to live. Attacks from other groups over the water were with the means they had by that time more difficult than attacks over land.
- One wanted to be near the fishing grounds and the good transport routes. Trade across the lakes was for example easier to do than through the unsecure jungle.
- Also reasons of hygiene could have lead to the choice for living like this: the waste of the settlement would wash away with each high water.
- Possible other reasons played a role which are rationally not empathised like the belief in ghosts et cetera.
One should not forget either, that lake dwellings were only one out of a large choice of options for settlement in the period between 4,000 and 850 BC. At the same time, there were settlements deeper into the hinterlands, in plains, in mountains, in valleys, in moors. Possible the lake dwellings had a special task in this little researched network of settlements, a task like catching fish, trade or crafts, like for example making textiles.
This question was answered by:
Peter Walter, Pfahlbaumuseum Unteruhldingen (DE)