Der Adler der Neunten Legion
„Entdeckungsreise eines römischen Militärbefehlshabers nach Britannien im 1. Jahrhundert n. Chr. Empfehlenswert.“
(https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/reader/download/46/46-29-236-1-10-20151013.pdf)
Autor: Rosemary Sutcliff
ISBN: 978-3772524615
Preis: 14,00 €
Rezensionen
Google Übersetzer?
Nachdem ich vor etwa dreißig Jahren die damalige Taschenbuchausgabe und später, mit den entsprechenden Englischkenntnissen, auch das Original gelesen hatte, habe ich das Buch unbesehen als Geburtstagsgeschenk für die Tochter einer Cousine gekauft (eine geschichtsinteressierte Vielleserin, die mit neun Jahren Schwabs Sagen des klassischen Altertums verschlungen hat). Als ich nach einiger Zeit fragte, wie ihr das Buch gefallen habe, druckste sie herum, die Geschichte sei wohl spannend, aber „irgendwie komisch geschrieben“ und sie müsse sich „durch den Text durchbeißen“.
Nach den ersten drei Seiten war mir klar, was sie damit gemeint hatte.
Ich habe noch nie eine so schlechte Übersetzung gelesen. Abgesehen davon, daß der Übersetzerin offenbar jegliches Gespür für Stil und Rhythmus des Originals fehlt, wimmelt es in der deutschen Fassung von unbeholfenen (weil am Englischen klebenden) Phrasen, seltsamen Satzkonstruktionen, grammatischen Ausrutschern (mein Favorit: „glimmte“
statt „glomm“ in Kapitel 2) sowie völlig unerklärbaren
sinnentstellenden Fehlern – besonders kraß finde ich, daß aus „so VIEL Land und so WENIG Sesterzen wie möglich, das ist für ihn billiger“ tatsächlich „so VIEL Land und so VIEL(E) Sesterzen wie möglich, das ist für ihn billiger“ (Kapitel 21) werden konnte, ohne daß dies irgend jemandem aufgefallen ist.
Im übrigen frage ich mich, weshalb im englischen Original gereimter Text („Das Mädchen in Clusium“) auf deutsch in – bemerkenswert schlechter – Prosa wiedergegeben wird (Kapitel 12 ff.), ganz zu schweigen von der Übertragung insbesondere militärischer Fachausdrücke in ein eigenartiges Mischmasch aus Latein und Englisch – hier wären ganz klar die im Deutschen üblichen (lateinischen bzw. deutschen) Begriffe angebracht gewesen.
Ich muß gestehen, daß ich es nicht fertiggebracht habe, das Buch
vollständig zu lesen, da diese miserable Übersetzung bei mir einen fast körperlichen Widerwillen ausgelöst hat.
Es ist mir ein Rätsel, wie eine derart stümperhafte Übersetzung, die
eher wie die Klassenarbeit eines schlechten Schülers wirkt,
veröffentlicht werden konnte, ohne daß ein Lektor eingegriffen hat,
besonders, weil ja bereits seit Jahrzehnten eine sehr gute deutsche Fassung der Geschichte vorliegt. Die damalige Übersetzerin Ilse Wodtke hat, so weit ich das beurteilen kann, nur zwei unerhebliche Fehler gemacht, nämlich die beiden Vogelarten Holztaube und Hohltaube sowie Schach und Dame („chess“ bzw. „checkers“) verwechselt. Für die alte Überstzung hätte ich fünf Sterne vergeben!